Einer der entscheidenden Einsätze dieser Studie besteht darin, die politischen und ästhetischen Formen jener großen und kleinen Weigerungen herauszuarbeiten, in deren Rahmen Lebensformen beginnen, ausbeuterische, heteronormative oder rassistische Vergesellschaftungsweisen zu stören und nicht mehr zu reproduzieren. Berlants Denken interveniert in affekt- und kunsttheoretische, gesellschaftskritische und marxistische, psychoanalytische und queertheoretische Diskurse auf der Suche nach heterotopischen Infrastrukturen und Affektwelten. Denn Lauren Berlant bleibt nicht bei der bloßen Analyse gesellschaftlicher Strukturen und materieller Bedingungen stehen, sondern nimmt eine Perspektive ein, in der der gesamte Zusammenhang der affektiven, materiellen und imaginären Praktiken von prekarisierten und gefährdeten Lebensformen in den Vordergrund gerückt wird, ein Zusammenhang, aus dem ein transindividuelles Anderswerden hervorgehen kann, ohne sich unmittelbar von Traumata, negativen Affekten und multiplen Krisen loszulösen.
Lauren Berlant (1957–2021) arbeitete an der University of Chicago im Bereich der Literatur- und Kulturwissenschaften. Bis 2021 hatte Lauren Berlant die George M. Pullman Distinguished Service Professur am Department für English Language and Literature inne, an dem Berlant seit 1984 unterrichtete. Cruel Optmism wurde 2012 mit dem René Wellek Prize der American Comparative Literature Association ausgezeichnet.
Übersetzt von Jen Theodor.
Erschienen als erster Band der neuen Publikationsreihe re fuse.
re fuse ist eine von Çiğdem Inan herausgegebene Reihe zu queer-feministischer, affekttheoretischer, post- und dekolonialer Theorie.